Letzte Woche hat die Europäische Investitionsbank (EIB) ihr ehrgeiziges Investitionsprogramm „Tech EU“ vorgestellt, mit dem Ziel, bis Ende 2027 insgesamt 70 Milliarden Euro in europäische Technologie- und Deep-Tech-Startups zu investieren. Dieses Programm umfasst Kredite, Risikokapital, Garantien und Direktbeteiligungen und soll Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und digitale Souveränität in Europa fördern – inklusive neutraler Schweiz.

Strategischer Kontext
Das Programm zielt darauf ab, Europas Abhängigkeit von US‑ und chinesischen Technologiesystemen (z. B. KI‑Hardware, Chips, Cloud‑Infrastruktur) zu verringern. Politische Analysen fordern seit Jahren mehr Eigenständigkeit – nun setzt die EU konkrete Maßnahmen. Mit der Schweiz als Bestandteil des europäischen Forschungsraums (z. B. via Horizon‑Programme) können Schweizer Startups wie „Farmy“, „On“ oder ETH‑Spin‑Offs potenziell Anrecht auf EU‑Förderung haben.

Welche Unternehmen profitieren?
Adressiert werden Startups in den Bereichen künstliche Intelligenz, Robotik, Quantencomputing, Biotech, Energie- und Mobilitätstechnologien. Schweizer Tech-Firmen wie AutoNav (autonomes Fahren), CareBotix (Pflege-Roboter) oder SwissSignal (5G / IoT) könnten über lokale Kooperationsprojekte oder EU-Subsidiaritäten gefördert werden.

Ablauf und Förderstruktur

  • Bis 2027 sollen Mittel zu etwa 40 % als langfristige Kredite, zu 35 % als Risikokapitalfonds und zu 25 % als Exportgarantien genutzt werden.
  • Schweizer Technologiecluster (z. B. im Raum Zürich, Aargau, Lausanne) wurden bereits über regionale Informationsveranstaltungen eingebunden.
  • Für Startups werden Förderungen von bis zu 50 % der gesamten Anschlussfinanzierung angeboten – bei Beträgen bis zu 20 Mio. € pro Unternehmen.

Schweizer Perspektive
Politiker:innen, Branchenverbände und Wirtschaftsleiter reagieren positiv. Der Kehrwert: Schweizer Verwaltung stellt sicher, dass Anträge in Deutsch, Englisch oder Französisch eingereicht werden können. Die ETH Zürich hat bereits Ressourcen (u. a. ein Büro in Brüssel) zur Begleitung von „Tech EU“-Projekten bereitgestellt.
Kritiker hingegen verweisen auf möglichen Wettbewerbsdruck für Schweizer Securities‑Angebote und warnen vor regulatorischen Hürden durch EU-Normen.

Chancen & Herausforderungen

  • Chancen: Zugang zu großem Kapital, Integration in EU-Netzwerke, Sichtbarkeit bei internationalen Investoren.
  • Risiken: Komplexe Antragverfahren, mögliche Strings attached, EU‑Regulierung bei Datenschutz (DSGVO). Schweizer Firmen müssen ggf. ihre Compliance anpassen.

Ausblick:
Die ersten Förderanträge werden im Frühjahr 2026 gestellt; die Auszahlungen starten bis Ende 2026. Swiss‑Technologie‑Strateg_innen sehen in „Tech EU“ die Chance, den Tech‑Standort Schweiz stärker international zu vernetzen.
Für Punktrot gilt: In einer Woche, in der über Bitcoin‑Kursschwankungen berichtet wurde, bleibt „Tech EU“ ein European Game‑Changer – gerade für Unternehmen, die in Robotik, KI oder Green‑Tech aktiv sind.