Einführung

Die Schweiz hat erneut ihre Position als Innovationsführer in Europa unter Beweis gestellt. Ab Juli 2025 startet ein Pilotprojekt im Kanton Zürich, das den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im öffentlichen Dienst revolutionieren soll. Das Projekt „AI4Gov“ ermöglicht es Bürgerinnen und Bürgern, über eine digitale Plattform mit einem intelligenten Assistenten zu interagieren – für Anfragen, Terminbuchungen, Dokumentenüberprüfung und vieles mehr.

Was ist AI4Gov?

AI4Gov ist ein staatlich unterstütztes Projekt, das in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und dem Unternehmen SwissAI Solutions entwickelt wurde. Ziel ist es, durch den Einsatz von KI die Kommunikation zwischen Bürgern und Behörden effizienter, schneller und barrierefreier zu gestalten.

Der digitale Assistent basiert auf einem mehrsprachigen KI-System, das sowohl Hochdeutsch als auch Schweizerdeutsch, Französisch, Italienisch und Englisch versteht. Die Bürger können über eine App oder den Webbrowser mit dem Assistenten sprechen oder schreiben.

Funktionen des Assistenten

Die KI unterstützt eine Vielzahl von Funktionen:

  • Online-Terminvereinbarung bei Ämtern
  • Antragsstatus überprüfen (z. B. Aufenthaltsbewilligung, Steuerauskunft)
  • Hilfe beim Ausfüllen von Formularen
  • Informationen zu Sozialleistungen oder Gesundheitsversorgung
  • Übersetzungsunterstützung für Migrantinnen und Migranten

Besonders hervorzuheben ist der Datenschutz: Alle Daten werden laut Angaben der Entwickler auf Servern in der Schweiz gespeichert und nach höchsten Sicherheitsstandards verarbeitet.

Vorteile für Bürger und Verwaltung

Ein großer Vorteil des Systems ist die Entlastung der Verwaltungsmitarbeiter. Täglich treffen tausende Anfragen per E-Mail oder Telefon ein. Mit dem KI-Assistenten können einfache Anfragen automatisiert beantwortet werden, was die Wartezeiten deutlich reduziert.

Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet dies mehr Komfort: Rund um die Uhr verfügbare Unterstützung, auch außerhalb der Öffnungszeiten, sowie klare und verständliche Informationen in mehreren Sprachen.

Erfahrungen aus dem Pilotprojekt

In der ersten Phase wurden über 30’000 Interaktionen mit dem System aufgezeichnet. Die Rückmeldungen der Nutzenden waren überwiegend positiv. Besonders Migrantinnen und Migranten äußerten sich begeistert, da der Assistent nicht nur Informationen liefert, sondern auch Formulare erklärt und bei Anträgen hilft.

Ein Nutzer, der anonym bleiben möchte, sagt:
„Ich habe einen Antrag auf Familiennachzug gestellt. Der KI-Assistent hat mir genau erklärt, welche Dokumente ich brauche und wo ich sie einreichen muss. Es hat mir viel Zeit und Stress erspart.“

Ausblick: Landesweite Einführung geplant

Nach dem erfolgreichen Start in Zürich soll AI4Gov bis Ende 2026 in allen Kantonen verfügbar sein. Laut Bundesamt für Informatik ist auch eine Integration in das E-Government-Portal geplant. Darüber hinaus wird an einer Version für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen gearbeitet.

Kritik und Herausforderungen

Trotz aller Begeisterung gibt es auch kritische Stimmen. Datenschützer fordern absolute Transparenz über die KI-Algorithmen. Zudem müssen Missbrauchsmöglichkeiten ausgeschlossen werden, etwa durch automatisierte Ablehnungen bei Anträgen ohne menschliche Kontrolle.

Auch wird diskutiert, ob Menschen mit geringer digitaler Kompetenz ausreichend Zugang zum System haben. Hierfür sind laut Projektleitung Schulungsangebote und Hotline-Services in Planung.

Fazit

Mit AI4Gov geht die Schweiz einen mutigen und zukunftsweisenden Schritt. Die digitale Transformation der Verwaltung ist nicht nur technologisch, sondern auch sozial ein entscheidender Faktor für die Integration und das Wohlbefinden aller Bürgerinnen und Bürger. Wenn Datenschutz, Barrierefreiheit und Menschlichkeit gewahrt bleiben, könnte dieses Projekt international als Vorbild dienen.